INO

Industriekulturregion Nordbayern e.V.

Monte Kaolino

 

Der Monte Kaolino in Hirschau (Oberpfalz)

Text: Benedikt Martin Ertl

 „Stadt des weißen Sandes“: Diesen Beinamen verdankt die oberpfälzische Kleinstadt Hirschau (Lkr. Amberg-Sulzbach) dem dort abgebauten Kaolin, dessen Abraum im Tagebergbau riesige Sandberge bildet – darunter den heute als Monte Kaolino bekannten Sandberg der Amberger Kaolinwerke (AKW). In den 1950er Jahren entdeckten lokale Skifahrer das Potenzial des Sandbergs für das Skifahren. Schnell erlangte der Berg überregionale Bekanntheit bei Profi- und Hobby-Skifahrern und weckte das Interesse der Kommunalpolitik, ihn als Freizeit- und Tourismusattraktion auszubauen.

 Um die bis dahin als Bergbaudeponie genutzte Fläche auch für den Freizeitbereich zu öffnen, entwickelten die Stadt Hirschau und die Amberger Kaolinwerke ein Konzept zur Nutzung des Monte Kaolino als Sommerskigelände. Die bayerischen Bergbaubehörden erteilten hierfür Ende der 1950er Jahre die erforderliche Nutzungserlaubnis.

Bereits 1959 folgten der Bau eines Schlepplifts, von Dusch- und Umkleideräumen sowie eines Schwimmbads. Seitdem wurde das Freizeitareal kontinuierlich erweitert, und der Monte Kaolino etablierte sich als beliebter Freizeitpark und attraktives Sommerskiparadies. Der Berg selbst wächst durch den fortlaufenden Kaolinabbau weiter und erreicht heute eine Höhe von 120 Metern.

 Kaolin wird in Hirschau seit dem 19. Jahrhundert industriell gefördert, hauptsächlich für die Papierindustrie sowie die Porzellan-, Glasfaser-, Gummi- und Lackindustrie. Heute gehört der Kaolinbergbau zu den wenigen verbliebenen Bergbaubranchen in Nordbayern.

 Weiterführende Informationen:

Benedikt Martin Ertl (15. Mai 2023). Sommer – Sand – Ski. Das Sommerskiparadies Monte Kaolino in der Oberpfalz. IFLG Thurnau. https://doi.org/10.58079/pvm1

 Abbildung: Postkarte aus den 1960er Jahren, Privatarchiv Benedikt M. Ertl